„Eine zweite Chance“
Kapitänleutnant Jörg Hinrichs und seine eindrucksvolle Geschichte
Er zählt zweifellos zu den bemerkenswertesten Teilnehmern des Bike Navy: Jörg Hinrichs ist seit einem Unfall vor rund zwei Jahren querschnittsgelähmt und wird die Gruppe der Rollstuhlfahrer und -fahrerinnen des Bike Navy bereichern – nicht zuletzt mit einer eindrucksvollen Geschichte.
Es geschah Anfang 2021: Jörg Hinrichs war in fünf Metern Höhe mit Baumarbeiten beschäftigt, als er abstürzte und auf Baumstümpfen landete. Ihm war schnell klar, dass etwas nicht stimmte. „Ich konnte meine Beine nicht bewegen“, erinnert sich der 41-Jährige. Der Querschnitt war eine Zäsur im Leben des Berufssoldaten, er veränderte so Vieles vom ein auf den anderen Tag. Aber Jörg Hinrichs stellte einen ganz anderen Aspekt des folgenschweren Unfalls ins Zentrum seiner Betrachtung. Er sagt: „Ich habe eine zweite Chance erhalten“. Denn überlebt hat Hinrichs den Sturz nur aufgrund einer ausgeprägten Rückenmuskulatur.
Vermutlich spielte diese nach vorn gewandte Perspektive eine wesentliche Rolle im Verlauf der vergangenen Monate. Denn Jörg Hinrichs ist längst in den Dienst als Kapitänsleutnant in Nordholz zurückgekehrt, und er macht auf sich aufmerksam: „Ich bin jetzt seit einigen Monaten in den Sozialen Medien.“ Das Feedback kann sich sehen lassen. Die Menschen reagieren auf Jörg Hinrichs, und das ZDF widmete ihm bereits einen Beitrag (https://www.zdf.de/gesellschaft/einfach-mensch/einfach-mensch-vom-20-mai-2023-100.html). Dabei geht es dem Soldaten nicht um die eigene Person. „Ich möchte nicht berühmt werden, sondern den ein oder anderen motivieren und aus seinem Puppenhaus holen“, betont Hinrichs.
Zu diesem Zweck wird Jörg Hinrichs auch beim Bike Navy starten, mit einem Rollstuhl auf der Start- und Landebahn, die ihm nur allzu bekannt ist. Er ist dann ein ganz normaler Teilnehmer, der allerdings noch die „Ausdauer stärken“ möchte. Denn die Teilnahme an der Veranstaltung in Nordholz ist ja auch Teil der Vorbereitung auf die Invictus Games im September. Dann wird das Team Germany nämlich von Jörg Hinrichs als dessen Kapitän angeführt. Er selbst wird in Düsseldorf im Tischtennis, beim Schwimmen und im Rollstuhlbasketball antreten. „Durch diese Spiele wird jeder sichtbar“, sagt Hinrichs.
Zu den Invictus Games vom 9. bis 16. September in Düsseldorf:
Die Invictus Games sind ein mehrtägiges internationales Sportereignis für Soldatinnen und Soldaten, die durch Verletzungen in Einsatz und Dienst oder durch Erkrankungen an Körper und Seele bleibende Beeinträchtigungen erlitten haben. Ziel der Spiele ist es zum einen, die Teilnehmenden bei ihrer Rehabilitation zu unterstützen und zum anderen die Belange und Schicksalsschläge der einsatzversehrten Soldatinnen und Soldaten in die Öffentlichkeit zu tragen. Im Vordergrund der Spiele stehen die Wettkämpferinnen und Wettkämpfer als Individuen, die in bis zu zehn Sportarten gegeneinander antreten sowie deren Familienangehörige.
Unter dem Motto „A Home For Respect“ sollen Bürgerinnen und Bürger neue Perspektiven auf die gesellschaftliche Rolle und Wahrnehmung der Menschen in den Streitkräften erhalten. In Düsseldorf werden rund 500 Wettkämpferinnen und Wettkämpfer aus über 20 Nationen sowie 1.000 Familienangehörige (Family & Friends) erwartet. Die 10 Sportarten der Invictur Games sind: Bogenschießen, Gewichtheben, Leichtathletik, Radsport, Rollstuhl-Basketball und Rollstuhl-Rugby, Rudern, Schwimmen, Sitzvolleyball, Tischtennis.